Die richtige Flughöhe finden (Finding the right altitude)

04/07/2025

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Die Gravitation der Erde hält uns am Boden - und sie zwingt uns auf den Boden. Es ist noch nicht allzu lange her, dass der Mensch einen Weg gefunden hat, sie zu überwinden. Erst in den 1960er-Jahren wurden bemannte Raketen in den Weltraum geschossen, wo die Erfahrung der Schwerelosigkeit eine unglaubliche Erweiterung des menschlichen Erfahrungshorizontes darstellte - ganz zu schweigen von den neuen Perspektiven hinunter auf die Erde (ja - die Erde ist wirklich eine blaue Murmel) und hinaus in den Weltraum. (ja - diese Kugel ist angesichts der Dimensionen des Alls tatsächlich unglaublich klein und verletzlich). Juri Gagarin durfte am 12. April 1961 als erster Mensch diese Erfahrung machen.


Auf der Erdoberfläche beträgt die Gravitation etwa 9,81 Newton. In 10.000 Meter Höhe beträgt die Gravitation immer noch 9,79 Newton, ein marginaler Unterschied. Die Internationale Raumstation ISS umkreist die Erde etwa neunzehn Mal am Tag in einer Höhe von 400 Kilometern. Auch dort beläuft sich die Gravitation der Erde noch auf fast 90 Prozent des Wertes auf der Erde. Das Gefühl der Schwerelosigkeit auf dieser Höhe ist eigentlich eine Täuschung. In Wahrheit befindet man sich im freien Fall. Man fällt ständig, verfehlt aber aufgrund der hohen horizontalen Geschwindigkeit den Erdboden. Erst in einer Höhe von über 35.000 Metern ist die Erdanziehungskraft so gering, dass man von einer echten Schwerelosigkeit sprechen kann.

Bei der Suche nach einer guten Flughöhe, aus der ich meine Betrachtungen von Dialog und öffentlichem Diskurs anstellen könnte, bin ich auf diese spannenden Fakten gestoßen. Ich habe mich gefragt, wie groß die Distanz zum Objekt meiner Überlegungen sein sollte, um einerseits einen guten Überblick zu haben und andererseits Details erkennen zu können, die relevant sind. Die ISS als Analogie und 400 metaphorische Kilometer erscheinen mir da richtig.

Ich will mich nicht am Boden verzetteln im Klein-Klein von Spitzfindigkeiten, ich will aber auch nicht völlig losgelöst von Realität, Raum und Zeit vor mich hin phantasieren. Ich möchte, dass alles noch greifbar bleibt. Ich möchte konkrete Bezüge herstellen können zu dem, was tatsächlich gerade vor sich geht. Welten verbinden, die ohnehin zusammen gehören, Manöver erkennen, die Big Player gerade im Bereich von Kommunikation und künstlicher Intelligenz ausführen, den Finger in Wunden legen, die das gegenseitige Verständnis überlagern oder betäuben. Ich möchte auf meine eigene Art den Fragen nachgehen:
 

Was schafft Verstehen? Was schafft Begegnung?

Was sind Grundbedingungen von Dialog und Diskurs?

Und was können wir dafür tun, diese Grundbedingungen zu bewahren und zu fördern?


Um mögliche Antworten auf diese Fragen soll es gehen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


Finding the right altitude

The Earth's gravity keeps us grounded – and it forces us to stay grounded. It wasn't so long ago that humans found a way to overcome it. It was not until the 1960s that manned rockets were launched into space, where the experience of weightlessness represented an incredible expansion of the human experience – not to mention the new perspectives down to Earth (yes, the Earth really is a blue marble) and out into space. (Yes, this sphere is actually incredibly small and vulnerable given the dimensions of space). Yuri Gagarin was the first human to experience this on 12 April 1961.

On the Earth's surface, gravity is approximately 9.81 newtons. At an altitude of 10,000 metres, gravity is still 9.79 newtons, a marginal difference. The International Space Station (ISS) orbits the Earth about nineteen times a day at an altitude of 400 kilometres. Even there, the Earth's gravity is still almost 90 per cent of the value on Earth. The feeling of weightlessness at this altitude is actually an illusion. In reality, you are in free fall. You are constantly falling, but due to your high horizontal speed, you never hit the ground. Only at an altitude of over 35,000 metres is the Earth's gravitational pull so weak that you can speak of true weightlessness.

While searching for a good altitude from which to observe dialogue and public discourse, I came across these fascinating facts. I asked myself how far away I should be from the object of my reflections in order to have a good overview on the one hand and to be able to recognise relevant details on the other. The ISS as an analogy and 400 metaphorical kilometres seem right to me.

I don't want to get bogged down in the minutiae of sophistry on the ground, but I also don't want to fantasise completely detached from reality, space and time. I want everything to remain tangible. I want to be able to make concrete references to what is actually happening right now. Connecting worlds that belong together anyway, recognising manoeuvres that big players are currently executing in the field of communication and artificial intelligence, putting my finger on wounds that obscure or numb mutual understanding. I want to explore the questions in my own way:

  • What creates understanding? What creates encounter?
  • What are the basic conditions for dialogue and discourse?
  • And what can we do to preserve and promote these basic conditions?

The focus will be on possible answers to these questions. No more, but also no less.